Biodiversität dank Entwicklung stärken!

Dieses Jahr werden wichtige Weichen gestellt, welche die Stadt Kloten in den nächsten Jahrzehnten stark prägen werden. Die anstehenden Entscheidungen werden aber nicht nur in Kloten, sondern teilweise auf Bundesebene in Bern und auf Kantonsebene in Zürich gefällt. Die Verfahren und Abhängigkeiten sind komplex, weshalb es dem Stadtrat ein wichtiges Anliegen ist, die Bevölkerung in einer Infoserie über verschiedene Themen eingehender zu informieren.

In der Ausgabe des Klotener Anzeigers vom 29. Februar 2024 hat Stadtpräsident René Huber für eine Weiterentwicklung der Stadt Kloten plädiert, damit in Kloten dringend notwendige Wohnungen entstehen können und um die Pendlerströme zu den fast 40'000 Arbeitsplätzen zu reduzieren. In der Ausgabe vom 28. März 2024 wurde durch Stadtrat Roger Isler aufgezeigt, wie diese Entwicklung und die Mobilitätsbedürfnisse der Bevölkerung in Einklang gebracht werden können.

Was aber passiert mit den Grün- und Freiräumen? Wie werden das Wachstum und steigende Mobilitätsbedürfnisse in Einklang mit der Natur – unserer Lebensgrundlage – gebracht?

Gemäss Biodiversitätsbericht des Bundes  ist der Zustand der Biodiversität in der Schweiz unbefriedigend. Die Hälfte der Lebensräume und ein Drittel der Arten sind bedroht. Besonders stark beeinträchtigt sind die Gewässerlebensräume. Im Mittelland sind bis zu 40% aller Fliessgewässer mangelhaft. Dies trifft in besonderem Masse auch für die beiden Klotener Bäche, den Altbach und den Bedenseebach, zu.

Der nicht hochwassersicher ausgebaute Altbach weist über lange Strecken ein Kastenprofil mit beidseitigen Mauern und einer gepflästerten Sohle auf. Oberhalb der Mauern folgt ein schmaler Grünstreifen, der unterschiedlich dicht mit Büschen und Bäumen bewachsen ist. Der Altbach erscheint zwar sehr «grün», als Lebensraum ist er aber extrem artenarm.

Der heutige Altbach ist artenarm, weil er künstlich verbaut ist. Die Gewässersohle hat für Tiere und Pflanzen keinen grossen Wert und die Uferböschungen sind unnatürlich und für viele Tiere ein Hindernis. Die vielen Treppenabstürze im Altbach sind zudem für Fische nicht überwindbar. Bild: Stadt Kloten

Der Bedenseebach fliesst ab dem Graswinkel heute mehr oder weniger unterirdisch durch ein Rohr, welches in der Rankstrasse verläuft und bei der Mühlegasse in den Altbach mündet. Der Bedenseebach bildet damit nicht nur ein Hochwasserrisiko, sondern bietet in diesem Abschnitt schlicht keine Lebensräume für Pflanzen und Tiere.

Im Zusammenhang mit der Verlängerung der Glattalbahn sollen die Lebensräume rund um und in den beiden Gewässern stark aufgewertet werden. Dabei wurden aufgrund der bestehenden und zukünftigen Potenziale und in enger Zusammenarbeit mit Fachbehörden und Schutzverbänden Zielarten definiert, welche im Umweltverträglichkeitsbericht zur Glattalbahn-Verlängerung festgehalten sind. Bei der Aufwertung werden zum Beispiel Reptilienstrukturen in Form von Asthaufen und Baumstümpfen erstellt, welche zum Schutz vor Hauskatzen mit stacheligen Schwarzdornbüschen geschützt werden sollen. Schwarzdornbüsche wiederum dienen den Raupen des seltenen Pflaumenzipfelfalters (Schmetterling) als Nahrungsquelle. So entsteht ein wertvolles Ökosystem mitten in der Stadt.

Seltener Pflaumenzipfelfalter (Schmetterling). Bild: Schmetterlingsförderung im Kanton Zürich, André Rey

Im Vordergrund steht die ökologische Aufwertung des Altbachs, welcher in Koordination mit der Glattalbahn-Verlängerung, der Velohauptverbindung und der Sicherstellung des Hochwasserschutzes geringfügig verschoben werden muss. Dies ermöglicht es, den Bach für die Natur, aber auch als Naherholungsraum für die Klotenerinnen und Klotener neu zu gestalten und aufzuwerten.

Visualisierung: So wird der zukünftige Stadtpark aussehen. Er stösst direkt mit Sitzstufen an den renaturierten Altbach. Der Altbach wird dadurch auch für die Bevölkerung zugänglicher. Bild: Verkehrsbetriebe Glattal

Der Bedenseebach wird auf der Höhe des Ungrüt- und Gwärfiweges in Richtung Steinacker umgelegt, um seine Potentiale auf dem Trassee der ehemaligen «Nordumfahrung Kloten» ausschöpfen zu können. Dadurch entsteht ein über einen Kilometer langer Natur- und Naherholungsraum. Selbstverständlich wird der umgelegte Bedenseebach hochwassersicher ausgeführt, sodass die angrenzenden Quartiere geschützt sind.

All diese Veränderungen haben für Mensch und Natur sehr grosses Potenzial, führen aber verständlicherweise auch zu Vorbehalten und Ängsten. Dies umso mehr, als dass wegen den Arbeiten am Altbach auch grössere Bäume gefällt werden müssen. In der Summe aller Bemühungen und Massnahmen und im Hinblick auf eine wachsende Stadt Kloten ergibt sich aber die einmalige Gelegenheit, Wachstum, Mobilität und Natur in Einklang zu bringen und die Lebensgrundlagen für die zukünftigen Generationen in unserer Stadt zu verbessern.

Das Video zum Beitrag

Wie die Biodiversität in Zukunft gestärkt werden kann, erklärt Guido Hirzel, Projektleiter Glattalbahn im nachstehenden Video.





Infoserie zur Entwicklung der Stadt Kloten

Ende 2023 wurde das Bauprojekt für die Verlängerung der Glattalbahn, für die Velohauptverbindung zum Flughafen und zum Hochwasserschutz Altbach und Bedenseebach fertig gestellt und das Plangenehmigungsverfahren beim Bundesamt für Verkehr gestartet. Parallel dazu hat der Stadtrat den kommunalen Richtplan überarbeitet und darauf basierend die Zonenplanänderung für die Transformation des Quartiers Steinacker in ein Gewerbe- und Wohngebiet verabschiedet. Diese beiden Vorlagen werden zurzeit vom Klotener Parlament bearbeitet.

Mit einer Infoserie erläutert der Klotener Stadtrat in den nächsten Grossausgaben des Klotener Anzeigers diese wichtigen Themen und stellt zur Partizipation/Diskussion einen Blog bereit (blog.kloten2030.ch).

Kommentare
Pezzano Giancarlo sagt:

So schnell wie möglich umsetzen , freue mich bereits darauf

25. April 2024 um 13:42
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Marc Osterwalder, Stadt Kloten sagt:

Herzlichen Dank Herr Pezzano! Marc Osterwalder Stv. Verwaltungsdirektor

25. April 2024 um 15:23
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Manuel Fischer sagt:

Heute am Tag der Klotener Biodiversität fordere ich eine Taskforce für die Umsetzung der Verlängerung Glattalbahn: Dass insbesondere bei jeder Entscheidung die Biodiversität und Wille der Bevölkerung Priorität hat vor der wirtschaftlichen Verwirklichung und Profit der beteiligten Unternehmer. Soll heissen, dass nichts abgeholzt und umgegraben wird, weil dahinter die Möglichkeit des wirtschaftlichen Profits steht. Denn genau das wäre entgegen jeglicher Kommunikation der Stadt Kloten.

25. April 2024 um 22:46
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Marc Osterwalder sagt:

Sehr geehrter Herr Fischer Danke für Ihren Blog-Eintrag! Das Glattalbahn-Projekt umfasst die Verlängerung der Glattalbahn bis (vorerst) in den Steinacker, eine Velohauptverbindung zum Flughafen sowie den Hochwasserschutz und die Renaturierung des Altbachs und des Bedenseebachs. Aufgrund der Vielfältigkeit und Komplexität des Projektes untersteht es der sogenannten Umweltverträglichkeitsprüfung. Dies bedeutet, dass jedwelche Auswirkungen auf die Umwelt - Tiere, Pflanzen und Menschen - geprüft und abgewogen werden müssen. Diesen Prozess hat die Projektleitung (Verkehrsbetriebe Glattal) unter Beizug von Fachleuten, Fachverbänden (z.B. Pro Natura, Naturschutzverein) und weiteren Interessierten durchlaufen. Die Beurteilung, ob allen Anliegen genügend Beachtung geschenkt wurde, obliegt schlussendlich dem zuständigen Bundesamt in Bern. Die Berichte zeigen, das der Altbach aus ökologischer Sicht grosse Potentiale aufweist, welche heute aber nicht eingelöst werden (vgl. Bericht im Klotener Anzeiger von gestern). Mit der Umsetzung des Projektes ergibt sich nun aber die Möglichkeit, den Altbach aufzuwerten und den Bedenseebach umzulegen und so auf über 800 m Länge zu öffnen. Eingriffe in bestehende Strukturen bedingen aber natürlich auch, dass Bestehendes verändert werden muss, was auf den ersten Blick verständlicherweise "weh tut" und unverständlich erscheint. Das Glattalbahnprojekt ist aus unserer Sicht ausgewogen und für die Zukunft der Stadt Kloten essentiell. Das Projekt bildet das Rückgrat dafür, dass die Region trotz Wachstum nicht vollständig im Stau versinkt, dass dringend benötigter zusätzlicher Wohnraum (auch bezahlbarer Wohnraum) entstehen kann und dass mitten in der Stadt neue Lebensräume für Tiere, Pflanzen und Menschen entstehen können. Wenn Sie weitergehende Einblicke in die Stadtentwicklung erhalten möchten, können Sie sich gerne direkt bei mir melden (marc.osterwalder@kloten.ch). Beste Grüsse Marc Osterwalder Stv. Verwaltungsdirektor

26. April 2024 um 07:51
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Danke, Kommentar gesendet!
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